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Der Berchtesgadener Anzeiger berichtet am 4. April 2025:

Abend der leisen Töne

Traditionelles Frühlingskonzert des Mozartchors Salzburg in der Christuskirche

Berchtesgaden – Nach dem doch überraschenden Abschied von Richter Grimbeek hat nun die aus Moskau stammende Daria Rumiantceva, die seit 2021 in Salzburg lebt und wirkt, seit Oktober 2024 die Leitung des Mozartchors Salzburg übernommen. Die junge, offenbar vielsprachige Künstlerin verfügt über souveränes Können, feines Charisma und viel gestalterische Energie. So wurde das traditionelle Frühlingskonzert in der Christuskirche Berchtesgaden zu einem bewegenden Klangerlebnis.

»Sing the darkness to light« kommt im Titel einer Hymne des dichtenden Komponisten Kyle Pederson (*1971) vor und war das Motto des Abends. Es gibt eine erfolgreiche Schule des angelsächsischen und skandinavischen Chorgesangs mit vielen auf diese Sparte der Musik mehr oder weniger konzentrierten Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, die allesamt der allenfalls ein wenig freien Tonalität treu sind und besonders gerne pastose Klangflächen schreiben. Die Chöre und das Publikum lieben das, das deutschsprachige Musikfeuilleton ignoriert oder belächelt es meist. Der US-Amerikaner Eric Whitacre und der Norweger Ola Gjeilo, beide Mittvierziger, sind die bekanntesten Zeitgenossen darunter. Stephen Paulus (1949-2014), sehr vielseitig und in den USA auch als Schöpfer von Opern, Orchesterstücken und Liederzyklen für Thomas Hampson bekannt, war so etwas wie ein Stammvater. All diese Musik ist jene Art von durchaus kreativer Romantik, die nicht sterben will und stilistisch irgendwo zwischen Jean Sibelius und Samuel Barber verortet werden kann.

Also erklang in der stimmungsvoll beleuchteten Kirche ein Abend der leisen Töne, der malerischen Besinnlichkeit und der gefühlvollen Spiritualität. Der bestens eingestellte und hoch motivierte Chor sang in allen Lagen ausgewogen und erfreulich wortdeutlich. Zu englischen und lateinischen klingenden Segenswünschen und Gebeten kamen ein slawisch geprägtes, zu Herzen gehendes Chorlied des hierzulande unterschätzten Schostakowitsch-Schülers Georgi Wassiljewitsch Swiridow, ein volksliedhaftes von Max Reger und, als Zugabe, das schöne Neujahrslied von Felix Mendelssohn Bartholdy. Überhaupt war die Sehnsucht nach Frieden und Schönheit bestimmend – nicht nur in den Tönen und Texten der Lieder, sondern auch in berührender Lyrik der Dichterinnen Ingeborg Bachmann, Marie Luise Kaschnitz, Mascha Kaleko und Nelly Sachs, mit freudiger Hingabe vorgetragen von zwei Chormitgliedern, Johanna Weber und Thomas Stöckl. In zwei Nummern assistierten gekonnt die Pianistin Anastasia Kulikova und der Geiger Daniel Weber. Am Ende des offiziellen Programms erklang Eric Whitacres ein wenig von Ligeti inspiriertes, sonor verklingendes »Lux aurumque« und schloss den Bogen von der Dunkelheit zum Licht.

Gottfried Franz Kasparek

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Fotos: Alexander Stocker