Baugeschichte der Christuskirche
Die neugotische Christuskirche wurde nach Plänen des Münchner Architekten August Thiersch von 1897 bis 1899 erbaut und aus Spendengeldern im Stil der Zeit reich ausgestattet. Ursprünglich waren im Erdgeschoss des Turmes eine Taufkapelle und im rückwärtigen Teil des Kirchenschiffes die Aufgänge zu den Emporen vorgesehen. Da dieser Plan zu wenige Sitzplätze aufwies, verzichtete man auf die Taufkapelle und legte eine Freitreppe zu den Emporen an. Das Mosaik im Tympanon über dem Eingangsportal entwarf Maler Balmer, die zu beiden Seiten angebrachten Statuen von Petrus und Paulus fertigte Bildhauer Anton Weigel, beide München. Zur Einweihung erhielt die Kirche von der deutschen Kaiserin Augusta Viktoria eine Altarbibel.
1923 schuf Steinmetz Kajetan Brandner eine Gedächtnistafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges und vier Jahre später stifteten Graf und Gräfin von Schwerin den Taufstein aus Adneter Marmor.
In Erinnerung an die vor 200 Jahren aus dem Berchtesgadener Land gewiesenen Glaubensbrüder brachte man 1933 im rechten Seitenschiff eine Gedenktafel an und 1956 schnitzte Heinrich Bieler den „Guten Hirten“ am nördlichen Pfeiler.
1965/66 wurde die neugotische Inneneinrichtung weitgehend entfernt, der Altar vorverlegt, sein Aufbau beseitigt, der Taufstein vor die Stufen zum Chor gesetzt und alle Wände in schlichtem Weiß gestrichen. Nur die Kanzel mit dem Adler-Lesepult (Josef Hafner, Schnitzschule) beließ man auf seinem Platz. Hinter den Altar stellte man ein großes Bronzekreuz mit einem Corpus des Bildhauers Hans Richter. Die farbigen Fenster in den Seitenschiffen wurden durch bleigefasste Scheiben aus weißem, opalisierendem Glas ersetzt. In der Apsis sehen wir die Themen: Christi Geburt, Passion und Ostern; in den Rundfenstern darüber die Symbole der Heiligen Dreieinigkeit. Die Rosette über der Orgel zeigt das himmlische Jerusalem mit dem Lamm. Alle Fenster entwarf der Gräfelfinger Künstlers Rudolf Büder. Die beiden Marmortafeln für die Gefallenen des 2. Weltkrieges im linken Seitenschiff konzipierte Prof. Döllgast aus München. 1969 gab man die neue Orgel mit 24 Registern bei der Firma Walcker in Ludwigsburg in Auftrag.
Das Abendmahlsrelief (Direktor August Kiendl und Zeichenlehrer Josef Hafner, Schnitzschule) vom ehemaligen Altaraufbau fand 1983 im linken Seitenschiff einen neuen Platz. 2005 stellte man den verkleinerten alten Altartisch darunter und erhielt so eine neue Andachtskapelle.
1997 hängte Bildhauer Hans Richter den Corpus des bisherigen Standkreuzes in die Mitte einer strahlenden Ostersonne aus Bronze und schuf damit ein beeindruckendes Auferstehungsbild; auch der heutige Altar ist sein Werk.
Bei der letzten Renovierung (Architekt Wulf Thomé, Berchtesgaden) erneuerte man die einst vorhandene Marmorierung der Apsis-Fenster, Pfeiler und Gurtbögen sowie die Blattgirlanden und Zahnschnitte. Überdies fand der vorhandene Christus von Georg Schelle, Berchtesgaden im linken Seitenschiff einen ansprechenderen Platz. Ein Bild mit der Kreuzesinschrift in drei Sprachen des Künstlers Ludwig Gruber aus Bad Aibling hängte man an in die Apsis des Chorraumes.
April 2018, Alfred Spiegel-Schmidt