Zugangsmöglichkeit zu den Kirchen und Gemeindeeinrichtungen
Hinweise für Personen mit HörgerätenIn der Christuskirche gibt es im Mittelschiff im vorderen Bereich eine Induktionsschleife, mit deren Hilfe die Audioinformationen für geeignete Hörgeräte verfügbar gemacht werden. In der Insulakirche gibt es in der Mitte der linken Bankreihen Kopfhörer. |
Reformation und Emigration im Berchtesgadener LandÄhnlich wie im Erzbistum Salzburg breitete sich auch in der Fürstpropstei Berchtesgaden die Lehre Luthers in aller Stille aus. Ausgangspunkt war das Salzbergwerk in Dürrnberg, dessen protestantische Bergleute aus Sachsen sich eifrig mühten, ihren Glauben weiter zu verbreiten. Der Salzburger Erzbischof Matthäus Lang hatte sie ins Land geholt. Wirtschaftliches Denken bestimmte anfangs die religiöse Duldsamkeit. Aber auch Stiftsuntertanen, die durch den Salz- und Schnitzwarenhandel in die protestantischen Städte Augsburg, Nürnberg und Regensburg kamen, brachten lutherisches Gedankengut und lutherische Schriften mit. Nachts traf man sich heimlich zu Gebet, Gesang und Bibellesungen. Höhepunkte solcher Versammlungen waren Schriftauslegungen durchreisender Prediger. Gebets- und Erbauungsbücher vererbten sich vom Vater auf den Sohn. Lange Zeit blieb die fürstliche Regierung ahnungslos, zumal sich die neue Lehre anfangs nur in den Randgebieten ausbreitete. Auch als 1572 die erste Ausweisung von Protestanten erfolgte und in so genannten Visitationen verdächtige Häuser nach lutherischen Büchern durchsucht wurden, breitete sich die neue Lehre noch weiter aus. Über die Au, Scheffau, Schellenberg und Gern drang sie bis Bischofswiesen, vereinzelt sogar bis Schönau und Ramsau vor. Des öfteren mußten wegen Lesens verbotener Bücher Geldstrafen verhängt werden. Dabei wurden auch Glaubensprüfungen und Beschwörungen des Glaubensbekenntnisses abverlangt. Trotz dieser Maßnahmen nahm der Gottesdienstbesuch weiter ab. Unter Androhung von Strafmaßnahmen erging die Anordnung, dass die Eltern ihre Kinder in die Christenlehre zu schicken hatten. 1731/32 erfolgte die Auswanderung der Salzburger und Dürnberger Protestanten. Jetzt begannen sich auch die Berchtesgadener um Aufnahme in einem protestantischen Land zu bemühen. Abgesandte aus Au, Gern und Bischofswiesen zogen heimlich nach Regensburg und Nürnberg und begannen dort zu verhandeln. Der Zusammenschluss der protestantischen Stände am ständigen Reichstag in Regensburg, das Corpus Evangelicorum, riet ihnen, sich bei ihrer Geistlichkeit öffentlich zur neuen Lehre zu bekennen. Daraufhin bekannten sich beim Berchtesgadener Pfarrer etwa 2000 Personen zum neuen Glauben. Der Pfarrer schickte sie zum Kanzler, der ließ sich zweimal verleugnen, so dass die Ausreisewilligen ihr Anliegen nicht vorbringen konnten. Erst ein Schreiben des Corpus Evangelicorum hatte Erfolg. Die Emigration wurde unter unannehmbaren Bedingungen erlaubt: Vor Abreise sollten 10 Prozent des Vermögens oder Erbes als Steuer sofort bar entrichtet werden; während das Vermögen insgesamt zurückbehalten und dafür lediglich wertlose Schuldscheine ausgestellt werden sollten. Unter diesen Bedingungen war an eine Ausreise nicht zu denken. Die Berchtesgadener Regierung ließ alle Pässe besetzen, um so eine heimliche Ausreise unmöglich zu machen und setzte eine Kommission ein, vor der die Protestanten erscheinen und Rechenschaft ablegen mußten. Das Verzeichnis umfasste über 2000 Personen. Die Güter wurden aufgenommen und geschätzt, den Betroffenen der Wert aber nicht mitgeteilt. Lutherische Bücher wurden ihnen zwar belassen; aber die Zusammenkünfte und die Anfertigung von Holzwaren wurde ihnen untersagt. Brotlos, wie sie jetzt waren, bestanden sie trotzdem auf der freien Religionsausübung, der Überlassung der Kirche Maria Gern und der Anstellung eines Geistlichen. Da die Forderungen unerfüllbar waren, bekannten sie öffentlich, dass sie mit Weib und Kind, ihrer Habe und Handwerkszeug ausreisen wollten. Die Berchtesgadener Holzwarenverleger inszenierten darauf einen Aufstand und baten den Fürstpropst inständig, die Forderungen zu erfüllen, da sonst das ganze Land ruiniert würde; aber vergebens. Am 26. Oktober 1732 erließ der Berchtesgadener Fürstpropst Cajetan Anton von Notthaft das Emigrationspatent. Die Neugläubigen sollten innerhalb von drei Monaten ausreisen; eine Frist, welche, wegen des bevorstehenden Winters, bis April 1733 verlängert wurde. Jede Person hatte sich mit 5 Gulden von der Leibeigenschaft loszukaufen; die Ausreise hätte nach Ungarn erfolgen sollen. Die letzte Forderung stieß auf den erbitterten Widerstand aller Betroffenen, so dass sie fallengelassen werden mußte. Dafür hatten sich die Ausreisewilligen zu verpflichten, nicht nach Nürnberg zu ziehen. Man fürchtete nicht zu Unrecht eine Konkurrenz für die Berchtesgadener Schnitzwaren. Bis zur Ausreise folgten aber noch harte Zeiten. Die Abtrünnigen wurden von Patenschaften ausgeschlossen, die Krankenkommunion wurde ihnen verweigert, sie wurden teilweise sogar enterbt, ihnen wurde verboten, bei Katholiken Arbeiten ausfertigen zu lassen und schließlich wurde ihnen sogar untersagt, ihre Toten auf dem Friedhof oder den eigenen Äckern beerdigen zu lassen. Dies hatte vielmehr an steinigen Waldrändern und an abgelegenen Orten zu erfolgen. Nun drängte man auf baldige Abreise. Zahlreiche Länder bewarben sich um die Aufnahme der evangelischen Berchtesgadener; aber nur Kurhannover und Preußen konnten Ausreisewillige für ihre Länder gewinnen. Sie hatten sich verpflichtet, die Abzugssteuer von 5 Gulden pro Person für die Unvermögenden zu entrichten. Am 18.4.1733 erfolgte der Auszug der Bischofswieser auf dem Landweg nach Preußen und am 22.4.1733 legten in Hallein die Schiffe der Auer, Scheffauer und Gerer in Richtung Kurhannover ab. Die Schiffe brachten sie wohlbehalten bis Regensburg. Von hier mußte die weitere Reise zu Fuß fortgesetzt werden. Am 17. Mai trafen die Emigranten in Nürnberg ein, wo sie ihren geistigen Vater Josef Schaitberger wiedersahen, der sie jahrzehntelang mit seinen Sendschreiben im Glauben gestärkt hatte. Weiter ging es bis in die hannoversche Stadt Münden, wo die Aufteilung in die einzelnen Ämter des Kurfürstentums erfolgte. In Berchtesgaden war damit der Protestantismus aber noch lange nicht ausgemerzt. Die Franziskaner begannen nun eine mühselige, aber systematische Missionierung sämtlicher Gnotschaften, die schon bald Erfolge zeigte. Als nun Protestanten erneut ausreisen wollten, ließ man die Pässe besetzen und niemanden mehr hinaus. 1737 bekannte ein Angehöriger des Berchtesgadener Stiftskapitels im Laufe der Missionierung: "Wenn mans beim Licht recht will sehen und erkennen, so ist die Geistlichkeit viel daran schuldig an diesem gegenwärtigen Elend." Trotz der intensiven Missionierung konnte erst ein pfarramtlicher Bericht des Jahres 1788 feststellen, dass der Irrglaube endgültig ausgemerzt sei. Heute erinnert nur mehr eine Gedenktafel in der evangelischen Christuskirche und das Deckengemälde in der Wallfahrtskirche Maria Kunterweg in der Ramsau an die damaligen Ereignisse. Die Darstellung auf diesem Gemälde ist ein trauriges Zeichen der Intoleranz gegenüber Andersgläubigen. Wir können uns glücklich schätzen, dass das Verständnis zwischen den Konfessionen heute gut, bisweilen sogar freundschaftlich ist. Möge es immer so bleiben! Alfred Spiegel-Schmidt |
Gemeinschaftsgrab der Evang.-Luth. Kirchengemeinde BerchtesgadenFriedhöfe erzählen uns viel davon, wie Menschen in einem Ort leben. An alten Familiengräbern sehen wir Familien, die über Generationen an einem Ort wohnen, gepflegte und verkommene Gräber zeigen, wie oft ein Grab besucht wird. Und irgendwann einmal muss ich darüber nachdenken, wo ich selbst meine letzte Ruhestätte haben möchte. Wenn Sie über unseren Bergfriedhof (Schönau a. K.) gehen, machen Sie vielleicht auch die Beobachtung: Er verändert sich. Es gibt immer mehr freie Flächen. Wo früher ein großes Grab war, wird Rasen gesät, Lücken entstehen. Dafür nimmt die Zahl der kleineren Urnengräber stetig zu, ebenso die Zahl der anonymen Bestattungen. Das entspricht dem Leben in unserer Gesellschaft. Oft hören wir Hauptamtlichen bei Besuchen, wenn das Gespräch auf die „letzten Dinge“ kommt, Gemeindeglieder sagen: „Ich habe niemanden, der sich einmal um mein Grab kümmert.“ Eine anonyme Bestattung, die keine Grabpflege benötigt, ist dann für viele die einzige Möglichkeit, die sie sehen. Und öfter einmal spüren wir dann ein gewisses Unbehagen, denn eigentlich wünschen wir uns das doch – dass jemand sich an uns erinnert, ans Grab geht, wir nicht vergessen sind. Es passt also für eine Kirchengemeinde, ein Gemeinschaftsgrab für unsere Gemeindeglieder zu errichten. Dank einer Erbschaft sind wir nun Grabbesitzer. Der Kirchenvorstand hat in seiner Sitzung im Juli 2015 die Modalitäten dazu beschlossen. Wer sich in seinem Leben unserer Kirchengemeinde verbunden fühlt, kann in dieser Gemeinschaft seine letzte Ruhestätte finden. Wichtig ist, bereits zu Lebzeiten die Aufnahme in das Grab im Pfarramt zu beantragen. Wir glauben, das ist für manche Gemeindeglieder eine gute Alternative zu anderen Bestattungsformen. Unser Grab ist ein Urnengrab, es wird gepflegt und besucht und ist somit ein Ort, an dem Erinnerung möglich ist. Die Grabkosten haben wir so festgelegt, dass sie annähernd den Urnengemeinschaftsgräbern für 12 Jahre entsprechen. Wenn Sie sich für diese Art der Bestattung interessieren, nehmen Sie mit unserem Pfarramt Kontakt auf (Tel. 08652 2583). |