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Bericht im Berchtesgadener Anzeiger vom 17. August 2018:

Bunte Vielfalt, musikalisch

Der Jugendchor und das Jugendhoforchester aus Greiz gastieren in der Christuskirche – Ralf Stiller dirigiert

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Berchtesgaden – Ralf Stiller, vor Jahren noch als Lehrer in der CJD Christophorusschule tätig und auch hier schon »auffällig« als überragender Musiker, ist jetzt Kantor an St. Marien im thüringischen Greiz und hat auch dort die Jugend zum Singen und Musizieren um sich geschart. Zum dritten Mal schon gastierte Stiller mit seinem Jugendchor sowie Teilen der »Jungen Hofkapelle« in der Berchtesgadener Christuskirche. Jeweils acht junge Männer und Frauen ersangen und erspielten sich mit scheinbarer Leichtigkeit schnell die Gunst des Publikums, das schon bei den ersten Tönen begeistert war und dies mit Beifall belohnte.

Wenn man »Jugend musiziert« oder anderen künstlerischen Ambitionen folgt, gibt es meist einen Bonus, eventuelle Ungenauigkeiten oder technische Unreife zu tolerieren. Die »Junge Hofkapelle« und der Jugendchor an St. Marien Greiz unter ihrem Leiter Ralf Stiller haben dieses Entgegenkommen kaum nötig. Unter dem schlichten Titel »Sommerkonzert 2018« traten die jungen Thüringer an und überreichten einen musikalisch bunten Strauß, der vom Barock bis in die Gegenwart reichte.

Mit der 1. Sinfonie von William Boyce begannen die Greizer. Mit strahlendem, kleinem Orchester ließen sie die federnde Leichtigkeit des Engländers durch den Raum schweben. Besonders im Allegro-Satz spürte man den virtuosen Schwung, den das Oktett einzusetzen wusste. Der Chor war dann an der Reihe, alle Ensemblemitglieder brachten das Abendmotto von den »Wise Guys« in Erinnerung: »Es ist Sommer.«

Eine Posaunistin, von Ralf Stiller am Klavier begleitet, verzauberte das Publikum im Anschluss mit dem Stück »10.000 Träume«. Was auch deshalb erstaunlich ist, weil das Instrument quasi außer der Reihe auftauchte, in der Besetzung des Hoforchesters nicht vorkommend. Da schlummert wohl noch mehr in Stillers Truppe. Ein wenig Romantik folgte, acht junge Herren als »Comedian Harmonists« mit »Eine kleine Frühlingsweise«. Später mit Vollchor kam auch noch der kleine Kaktus, der Nachbar Krause ins Gesicht gefallen war, ins Spiel.

Die »Frühlingsstimmen« von Johann Strauß im Dreivierteltakt mussten sich zuerst ein wenig anpassen an den Kirchenraum, wischten aber schnell das manchem befremdlich Erscheinende weg. Das Stück ließ die Frage aufkommen, ob es unpassend wäre, an diesem erhabenen Ort Walzer zu tanzen. Leichtschwebendes löste »Ernstes« ab, Claude Débussy kam zu Gehör, Charles Gounod und eine Chaconne von Johann Pachelbel mit Stiller an der Orgel. Natürlich auch Johann Sebastian Bach mit einem von Stiller arrangierten Geburtstagsständchen, in dem das berühmte »Air« aus der D-Dur-Suite die Hauptrolle einnahm, neben dem ersten Satz einer Triosonate, für Flöte und Klavier bearbeitet. Zwischendrin »rockte« der Chor mit Miriam Makebas »Pata Pata« und glänzte mit der Interpretation von Spiritual-Ohrwürmern. »Abend wird es wieder«, sang der Chor, ein Volkslied, dem Heinrich Hoffmann von Fallersleben den Text lieferte, aber da war der musikalische Abend schon fast vorbei. »Good News« gab's als Zugabe.

Dann erreichte der Beifall, mit dem schon zwischen den einzelnen Stücken keinesfalls gegeizt wurde, seinen Zenit. Anhaltend. Angekündigt hatte Hausherr Pfarrer Peter Schulz den dritten Besuch der jugendlichen Musiker aus Greiz.

In einem Punkt waren sich sicher alle Zuhörer einig: Es war bestimmt nicht der kurze »Kälteeinbruch«, der die angenehme Frische in den Abend brachte. Das waren zweifelsfrei die jungen Musiker aus Thüringen, ihr exzellentes Können und einer, der die Fäden gekonnt in den Händen hielt: Ralf Stiller.

Dieter Meister

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Zum dritten Mal bereits gastierten die jungen Musiker und Sänger aus Greiz mit ihrem Kantor Ralf Stiller in der Christuskirche. (Foto: privat)