Heiteres und Weiteres und wie es nach dem ENDE weitergeht
Literarischer Kabarett-Leseabend im evangelischen Gemeindehaus
am 24. Januar 2019
Wie schon seit Jahren Tradition, so hatte Pfarrer Peter Schulz auch in diesem Januar wieder zu einem heiteren Leseabend eingeladen, um das Jahr mit einem Lächeln zu beginnen. Dafür hatte er verschiedene Geschichten und Geschichtchen zusammengestellt. Und es war ein Vergnügen, ihm zuzuhören und vor allem ihm dabei zuzusehen, wie er die verschiedensten Personen und Situationen in seinen Texten mit Stimme und Mimik lebendig werden ließ.
Schulz begann den Abend mit Otto Schenk und dessen Boxer „mit Konzept“, zeigte danach mit der „Stillen Post“ von Ephraim Kishon, welch wichtige soziale Rolle Tratsch spielen kann und kam schließlich über Wilhelm Busch und Hugo Wiener zu dem satirischen Text „Die Eingabe“ des polnischen Autors Slawomir Mrožek. Hier will ein einfältiger Nobody die Weltherrschaft übertragen bekommen, weil er, seiner Meinung nach, einfach „der Beste“ sei. Bei so viel Assoziationen zu heutigen Politikern blieb da fast das Lachen im Halse stecken. Mit diebischer Freude verfolgte man dagegen die Einfälle eines Salzburg-Urlaubers in „Ihre Zimmernummer“, während die Frage, ob es einen typischen israelischen Humor gäbe, die Nähe zum eigenen Land erstaunlich deutlich machte.
Nach einer wohlverdienten Pause setzte Pfarrer Schulz die Lesung fort und spielte sich gekonnt hinein in die Rolle eines sich rächenden Briefkasten-Onkels oder eines überheblich-allwissenden Literaturkritikers; und er zeigte als Hausierer, dass es offenbar für Juden kaum etwas Beschämenderes gab, als keine Beschäftigung zu haben. Schließlich verhalf Schulz seinen ZuhörerInnen auch noch dazu, Fachleute dafür zu werden, wie man Fische kauft und Aquarien züchtet. Und er gab endlich auch die Lösung auf die Frage bekannt, was denn nach dem ENDE eines Films käme, warum also in Filmen nach einem Happy End für gewöhnlich abgeschaltet wird. Es war Pfarrer Schulz wieder einmal gelungen, seine Freude an Sprache und an leisem Humor weiterzugeben und einen vergnüglichen Abend zu schenken.
Ursula Kühlewind