Gottesdienst mit Drachen
Pfarrer Dr. Josef Höglauer predigt über „Mut zum Leben“
Die Gottesdienstbesucher wurden an diesem Sonntag in der Christuskirche von einer ganz besonderen Skulptur begrüßt: Auf den Stufen zum Altar stand, aus einem einzigen Stück Mammutbaum ausdrucksvoll geschnitzt, ein großer und furchteinflößender Drache auf einem Felsen, mit aufgerissenem Maul seine Zähne zeigend, in Angriffshaltung. Darunter ein Ritter in voller Montur, der den Drachen offenbar furchtlos in Ketten gelegt hatte. Pfarrer Dr. Höglauer zeigte in diesem besonderen Gottesdienst, wie nun Drache und Lebensmut mit dem Alltag gerade in Corona-Zeiten zusammenhängen.
Vor vier Monaten war Jonny Kammerer, um die Schnitzschule besuchen zu können, nach Berchtesgaden gezogen. In seiner alten Gemeinde hatte er vorher schon durch Zufall ein Stück eines gefällten Mammutbaumes erhalten, sofort die Möglichkeiten dieses ausdrucksstarken Holzes erkannt und nach und nach eine beeindruckende Drachenskulptur und den Ritter herausgearbeitet. Bei einem Besuch bei Jonny Kammerer als neuem Gemeindemitglied war Pfarrer Höglauer vom Symbolgehalt dieses Drachens so begeistert, dass er daraus diesen besonderen Gottesdienst zum Thema „Mut zum Leben“ gestaltete. Kammerer brachte dazu seine Skulptur mit und faszinierte damit auch die Gottesdienstbesucher.
Um während der Predigt die Details vor Augen zu haben, auf die sich Pfarrer Höglauer bezog, waren vorher Bilder der Skulptur ausgegeben worden. Schon die Größenverhältnisse beeindruckten: Der riesige Drache oben, mit den Klauen an den Felsen geklammert, und der kleine Ritter unten stehend, furchtlos. Denn dieser Ritter hatte es geschafft, das Untier locker an die, ebenfalls aus Holz geschnitzte, Kette zu legen. Pfarrer Höglauer war tief beeindruckt vom Symbolgehalt dieses Kunstwerks, auch wenn es heute keine feuerspeienden Drachen mehr gäbe. Die Bibel spricht noch häufig, an 49 Stellen, von Drachen oder Drachen-ähnlichen Ungetieren, drákoi genannt. Heute dagegen fänden sich Drachen eher im Alltag der Menschen als furchteinflößende Nachrichten oder Bedrohungen, Ängste, Krankheiten, Phobien.
Pfarrer Höglauer zeigte in seiner Predigt eindringlich und Mut-machend, wie der von Jonny Kammerer geschaffene Ritter heute ein Vorbild für viele sein könne: Dem Drachen nicht nachgeben, vielmehr lernen, mit ihm umzugehen, auch wenn das seine Zeit brauche. Und vor allem Vertrauen zu Gott zu haben, da die Kraft Gottes auf Dauer stärker sei als jeder Drache. Es war Höglauer ein persönliches Anliegen, gerade in diesen schwierigen Zeiten jedem Einzelnen Mut zum Leben mitzugeben, auf Gott vertrauen zu können und nicht dem Drachen Macht über das eigene Leben einzuräumen. Mut und Vertrauen zogen sich dabei als roter Faden durch den gesamten und stärkenden Gottesdienst, angefangen von den Liedern (abwechselnd von Kantorin Monika Nestle und Pfarrer Höglauer gesungen oder gesprochen) über den Psalm bis hin zu den so wichtigen Fürbitten. Und auch die Verabschiedung der Mesnerin Frau Adrienne Roth in diesem Gottesdienst stand unter dem gleichen Thema.
Ursula Kühlewind