Nachdenken über das Kreuz
Passionsandacht mit Friedensgebet in der Christuskirche
am 11. März 2022
Die Passionszeit zur Vorbereitung auf Ostern hin nutzen und ein Gegengewicht suchen zur Gewalt in der Ukraine, dafür bieten Pfarrer Dr. Josef Höglauer, Pfarrer Christian Gerstner und Diakon Markus Sellner jeden Freitagabend bis zur Karwoche Passionsandachten mit Friedensgebet an, verbunden unter dem Zeichen des Kreuzes: Mit Musik, Bildbetrachtungen und Gebet können dem vertrauten Kreuz und dem, der es trug, neu begegnet – und damit neue Gedanken, eine andere Ausrichtung im Leben geschenkt werden.
Diakon Markus Sellner leitete die erste dieser Andachten, zu deren Einstimmung Wolfgang Greiner ein eigenes und wunderschönes Arrangement (für Orgel, Posaune und Altsaxophon) des Choralvorspiels „Jesus bleibet meine Freude“ geschrieben hatte. Auch nach dem Abschnitt aus der Passionsgeschichte des Markusevangeliums lud die stimmige Musik dazu ein, Gedanken und Gefühle nachwirken zu lassen.
Im Mittelpunkt stand dann eine gänzlich ungewohnte Kreuzigungs-Darstellung, „Der gelbe Christus“ (1889) von Paul Gauguin: Er tauchte die Szene in revolutionäres lichtes Gelb und setzte sie in eine farbkräftig strahlende Natur. Die Frauen neben dem Kreuz, in den Rottönen ihrer Trachten, halten die Hände ruhig im Schoß, sind versunken in ihre je eigene Gedankenwelt. Gauguin scheint Frauen zu zeigen, die Jesus in einer Vision, in ihrem Alltags-Leben begegnen – einem Jesus, der allen Schmerz und alles Leichte, der Sterben und Freude zugleich in sich vereint. Die Frauen in diesem Bild scheinen dadurch Ruhe und Geborgenheit zu erfahren – wie sie Gott allen Menschen schenken will.
Ein Arrangement von „Londonderry Air“ unterstrich und erweiterte das Gefühl von gleichzeitiger Traurigkeit und tiefer Freude, während die Kraft des Gebetes sowohl ganz persönliche Sorgen, als auch die Fürbitten für Menschen in der Ukraine und in Russland umfasste. Sich vor allem hartnäckig für Frieden einsetzen und im Gebet Ruhe und stärkende Gemeinschaft finden, wie es Sellner formulierte. Mit dem Segen und einem Abendlied drückte sich nochmals der tiefe Wunsch nach Frieden aus: „Lass doch dein Licht auslöschen nicht allhier auf Erden.“
Ursula Kühlewind