Auch Prädikantinnen gehen in Ruhestand
Entpflichtung von Ruth Landes in der Christuskirche
PrädikantInnen, das sind theologisch ausgebildete Ehrenamtliche in der evangelischen Kirche, die predigen und Gottesdienste feiern und damit die hauptamtlichen PfarrerInnen entlasten. Ruth Landes hatte dieses Amt 25 Jahre lang inne und mit viel Kraft, Zeit und Herzblut gefüllt. Nun war für sie der Moment des Abschieds gekommen und Dekan Peter Bertram, der die Amtshandlung dafür übernommen hatte, entpflichtete sie am Sonntag Rogate, dem Muttertagssonntag. Wie in ökumenischer Verbundenheit erklangen in der Ferne genau zu den wichtigsten Momenten des Gottesdienstes die Salutschüsse des zeitgleich stattfindenden Trachtenvereins-Jubiläums.
Mit der feierlichen Intrada (von Thomas Riegler) zum Einzug schufen die MusikerInnen auf der Empore schon zu Beginn die wertschätzende Fest-Atmosphäre: Monika Nestle an der Orgel, Rosi Aschauer Trompete, Wolfgang Greiner Posaune und Stefanie Greiner Saxophon. Zusammen mit dieser Musikbegleitung erfüllte auch der Gemeindegesang das Kirchenschiff mit wohltuendem Klang. In ihrer Begrüßung bewies Landes einmal mehr ihr Prediger-Talent und auch ihren Humor, als sie mit „Berliner Schnauze“ aus dem „Hauptmann von Köpenick“ zitierte, was man denn nun selbst aus seinem Leben gemacht hätte.
Landes zeigte an ihrem eigenen Lebensweg sehr persönlich und berührend auf, wie in ihr die Sehnsucht nach dem Wort Gottes langsam geweckt wurde, wie in ihr Vertrauen und tiefer Glaube wachsen und reifen konnten. Nicht zuletzt ihre Rettungserfahrungen bestärkten sie darin, auch andere Menschen zur Hoffnung anzustiften, ihnen zu helfen, in Kontakt mit Gott zu kommen. Auch die damalige Pfarrerin Brigitte Fietz hatte sie einst auf diesen Weg gebracht. Denn für eine Verbindung zu Gott brauche es, so Landes, weder Führerschein noch Reifeprüfung; und gegen den eigenen Willen könne nichts und niemand den Menschen von Gott trennen. Für diese Gewissheit trat sie ihr Leben lang ein.
Und in dieser Überzeugung teilte Ruth Landes dann auch, zusammen mit Prädikant Rolf Bechtel, das Abendmahl aus – der große Kreis im und um den Altarraum zeigte ihr nicht zuletzt auch die Wertschätzung ihrer Gemeinde. Dekan Peter Bertram übernahm schließlich die offizielle Entpflichtung: Er schätze Ruth Landes als glaubensstarke und bibelfeste Prädikantin mit großer Lebenserfahrung, Redebegabung und einem guten Gefühl für Sprache. Es sei für ihn kein Zufall, dass ihr Abschied genau am Sonntag Rogate stattfand, dem deutschen Wort für „Betet!“. Das Gebet trug sie und das vermittelte sie auch – in der Kirche und im Alltag. Pfarrer Dr. Josef Höglauer schloss sich ihm an und dankte Landes im Namen der Gemeinde für alles, was sie 25 Jahre lang den Menschen der Gemeinde an Hoffnung und Glauben mitgegeben hatte. Mit einer beschwingten Variation des „Es klinget so herrlich...“ (Erich Broy) endete dieser feierliche Gottesdienst, der mit einem feinen und gemütlichen Empfang im Gemeindehaus ausklang.
Ursula Kühlewind, Fotos: Wolfgang Sauer