Und langsam geht’s auf Weihnachten zu.
Adventsmusi in der Ramsauer Kirche „Zum Guten Hirten“
Langsam? Ja doch, gerade wenn der Advent so kurz ist wie in diesem Jahr, ist es besonders wichtig, langsam durch diese Zeit zu gehen – um sich vorzubereiten, einzustimmen auf das Weihnachtsfest. Und einer guten und bewährten Tradition folgend hatten Pfarrer Christian Gerstner und Stefan Hollrieder dankenswerterweise wieder einen Abend organisiert, um mit Musik und Geschichten Ruhe zu schenken, die Herzen zu öffnen und Hoffnung gegen die Dunkelheit der Zeit aufscheinen zu lassen.
Zusammen mit dem einladenden Glockenklang der kleinen Ramsauer Kirche begrüßte Pfarrer Christian Gerstner mit Freude die vielen Menschen, die sich trotz des wenig winterlichen Wetters aufgemacht hatten zu einem besonderen Abend im Advent: Die musikalische Ausgestaltung lag in den Händen von Stefan Hollrieder, der zusammen mit Anna und Eva-Maria (Klarinetten) und mit Hannah und Lena (Blockflöten) konzentriert und mit Spielfreude alt-vertraute Hirtenweisen mitgebracht hatte. Lena ließ auch allein auf ihrer Querflöte die „Jingle Bells“ durch den Raum tönen, während Monika Nestle auf der Orgel zusammen mit Elisabeth und ihrer Violine zwei feine Menuett-Stücke spielte. Und als die Rothen-Dirndln dann, von Thomas Angerer mit viel Gespür auf der Zither begleitet, von der tiefen Sehnsucht nach Licht und Frieden sangen wie etwa bei dem bekannten Stück „Langsam kimmt d’Nacht daher“, da berührten sie mit ihren warmen, harmonischen und so besonderen Stimmen die Herzen der Menschen.
Prädikant Rolf Bechtel las dazu eine brand-aktuelle Geschichte vom Hass auf alle Ausländer, die logisch zu Ende denkt, wenn tatsächlich alles Fremde das Land verließe – angefangen von Gewürzen über Südfrüchte und Rohstoffe bis zu den Menschen. Es blieben dann freiwillig nur drei Juden in Deutschland: Jesus, Maria und Josef, um den Weg zurück zur Menschlichkeit zeigen zu können. Pfarrer Christian Gerstner dagegen lud mit dem Märchen vom „Wunderstern für Oma Klein“ dazu ein, vielleicht noch im Advent auch ein Stern, eine Freude für andere Menschen zu werden. Dazwischen wurde, begleitet von Monika Nestle an der Orgel, von Alt und Jung gemeinsam gesungen, und die vertrauten Worte der Adventslieder erfüllten das Kirchenschiff mit wohltuendem Klang. Nach dem Segen, den Pfarrer Gerstner für alle erbat, und einem schwungvollen Orgelstück von Leopold Mozart gab es noch Glühwein und Punsch, den Margarete Bechtel und Martina Allmendinger vorbereitet hatten sowie viele leckere Plätzchen und gute Gespräche.
In der Geborgenheit des kleinen Kirchenschiffes mit ganzem Herzen und mit allen Sinnen zuhören, mitsingen, mitdenken, genießen und miteinander reden zu können – dem Advent also Zeit und Raum geben zu können und die „Werte des Gemütes“, wie es einst Karl Heinrich Waggerl (österreichischer Schullehrer und Schriftsteller, 1897 - 1973) benannte, mit nach Hause, in den Alltag mitnehmen zu können, das war an diesem Abend in der Ramsau wunderbar gelungen.
Text: Ursula Kühlewind, Fotos: Günther Kühlewind